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Dreiländergiro Nauders 2018

Eingetragen am: 01.07.2018 von: Rainer Giese

 

Dreiländergiro Nauders

Am Sonntag, den 24.06.2018, kurz nach 6 Uhr stehe ich zusammen mit ca. 2.500 Radsportlerinnen und Radsportlern in der Startaufstellung zum 25. Dreiländergiro in Nauders in Österreich. Um 6.30 Uhr erfolgt der gemeinsame Start für die lange Strecke über 168 km und 3.300 Höhenmeter und die kurze Strecke mit 120 km und 2.900 HM. Da zum Zeitpunkt meiner Anmeldung die lange Strecke bereits ausgebucht war, habe ich für die kurze Strecke gemeldet, zumal die eigentliche Herausforderung des Dreiländergiros mit dem Anstieg zum Stilfser Joch auf eine Höhe von 2.797 Metern für beide Strecken gleich ist.

Zur Vorbereitung bin ich dieses Jahr ca. 7.500 km gefahren, wobei der Schwerpunkt des Trainings natürlich auf der Bewältigung von Steigungen lag, u.a. bin ich in diesem Jahr 40 Mal den Anstieg zur Lindemanns Ruhe gefahren.

Nach dem Startschuss setzt sich das Feld langsam in Bewegung und ich erreiche nach ca. 5 Minuten ebenfalls die Startlinie. Zunächst fahren wir die leichte Steigung hinauf zum Reschen Pass und überqueren die Grenze nach Italien. Bei der Abfahrt vom Pass über Mals nach Glurns bin ich zeitweise mit 75 km/h unterwegs. Im Feld ist viel Bewegung, auf der rechten Seite fahren die Fahrer, die sich bereits einsortiert haben, während links die Schnelleren überholen. Insgesamt wird aber diszipliniert gefahren. Dann folgt ein kurzes Flachstück, bevor bei Kilometer 36 in Prad der Anstieg zum Stilfser Joch beginnt. Bei dieser bekannten Steigung mit 1.850 Höhenmetern auf 25 km Länge hat man eine sehr gute Orientierung, da die insgesamt 48 Kehren mit ihrer jeweiligen Nummer gekennzeichnet sind. In der Steigung, die im Mittel ca. 8% hat, sucht jeder nach seinem individuellen Rhythmus. Da mir derartige Steigungen gut liegen, beginne ich damit langsam aber stetig Fahrer um Fahrer zu überholen, wobei ich natürlich aufpassen muss, das Tempo nicht zu überziehen. Ca. alle 45 Minuten nehme ich ein Gel oder einen Energieriegel zu mir, um dem Körper die verbrauchte Energie wieder zuzuführen. Ab Kehre 27 verlassen wir die bewaldete Zone und erreichen dann die Hochgebirgszone und bald darauf kann man auch bereits in der Entfernung die Passhöhe erkennen. Auf den letzten 10 Kilometern der Steigung folgen die einzelnen Kehren relativ dicht und die abnehmenden Nummern verleihen mir weitere Motivation, mit dem Tempo nicht nachzulassen. Letztlich bewältige ich den Anstieg in ca. 1 Stunde und 55 Minuten, d.h. mit einem Schnitt von ca. 12,5 km/h und habe dabei sicher mehrere Hundert Fahrer und Fahrerinnen überholt. Auf der Passhöhe hat es ca. 2-4 °C und ich halte kurz, um meine Armlinge wieder hochzuziehen und die Windweste zu schließen, dann geht es in die Abfahrt, wobei mir aufgrund der Geschwindigkeit und der Temperatur doch recht kalt ist. Da ich außerdem solche langen, steilen und kurvenreichen Abfahrten seit 2015 nicht mehr gefahren bin, fahre ich vergleichsweise defensiv und werde jetzt meinerseits von etlichen Kollegen überholt, aber ich will kein Risiko eingehen. Nach ca. 2/3 der Abfahrt trennen sich die lange und die kurze Strecke in St. Maria und es beginnen die letzten 40 Kilometer der Tour. Hier im flacheren Gelände hänge ich mich an Gruppen an und kann dann auch gut das wiederum hohe Tempo mitfahren. Zwischen Streckenkilometer 88 und 105 ist der Anstieg zum Reschen Pass mit weiteren 500 Höhenmeter zu bewältigen und in diesem Bereich kann ich sogar wieder Gruppen überholen. Die letzten 15 Kilometer fahre ich dann in einer Gruppe von ca. 8 Mann dem Ziel entgegen, das ich nach 4 h 56 Minuten erreiche. Damit erziele ich in der Gesamtwertung der kurzen Strecke Platz 95 bei 705 Startern und in der Altersklasse „Jahrgang 1958 und älter“ Platz 2 bei 75 Startern. Das ist, zusammen mit dem 5. Platz in der Altersklassenwertung beim Ötztaler in 2015, sicher mein bisher größter Erfolg bei einem Radmarathon in den Alpen und bei der Siegerehrung, die am Abend stattfindet, darf ich teilnehmen und erhalte einen Preis für den 2. Platz.

Mit diesem Erfolg hat sich das Training in 2018 auf jeden Fall ausgezahlt.

Rainer Giese, Pfeddersheim
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