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35 Tage auf dem Jakobsweg

Eingetragen am: 07.11.2023 von: Wolfgang Bürky

 

Mit meinem Freund Rudi Alt, der seit 4 Jahren in Garte de Gorgos (Alicante Spanien) wohnt, hatten wir uns für dieses Jahr den Jakobsweg vorgenommen.

Mit dem Zug, Bus und Taxi ging es erst einmal am 21.05.23 zu unserem Ausgangsort in das malerische französische Städtchen Saint-Jean-Pied-de Port (ca. 60 km südöstlich von San Sebastian) wo wir unsere Tour starteten.

Das es zum Schluss 1200 km mit über 17000 Höhenmeter werden sollten, hätten wir auch nicht gedacht!

Allein schon was Dir auf dieser langen Strecke alles widerfahren kann, von den Füßen angefangen bis hin zu der mentalen Belastung, ist vorher nicht abzuschätzen!

Ohne Lebensmittel wogen unsere Rucksäcke 12 kg, alleine dieses Gewicht über den gesamten Zeitraum zu schleppen war schon Herausforderung genug.

So kam es, dass bereits am 2. Tag mein Hörgerät ausfiel und ich quasi gehörlos war und mit Rudi nur noch über Zeichensprache und Zettel schreiben, kommunizieren konnte. Ein in Deutschland bestelltes Ersatzgerät hat die angegebene Postanschrift leider nie erreicht ☹

Welche Herausforderungen wir auf der gesamten Tour zu erwarten hatten, wurde uns gleich am ersten Tag vor Augen geführt. Über einen sehr kräftezehrenden Anstieg ging es gleich einmal über 1450 Höhenmeter hinauf auf den Baneta-Pass, wo wir dann nach 28 km mit dem Augustiner Kloster unsere erste Herberge ansteuerten.

Überhaupt waren die Unterkünfte so abwechslungsreich wie die Landschaften, die wir durchwanderten.

Am schlimmsten waren die Massenunterkünfte wo wegen der schlechten Luft kaum an Schlafen zu denken war. Fenster öffnen war kritisch, da andere dann gleich froren, von der Schnarcherei ganz abgesehen!  Oftmals war ab 04:30 Uhr der Schlafsaal wie ein Bienenstock, sodass an Schlafen nicht mehr zu denken war und wir dann auch unsere sieben Sachen gepackt haben 😊

Gelaufen sind wir täglich fast immer über 30 km, abhängig von der Weg Beschaffenheit und Höhenmetern. Jeden einzelnen Tag zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen, deshalb möchte ich nur die Highlights unserer Tour hervorheben.

Zuerst sei die grandiose Landschaft erwähnt die unterschiedlicher nicht sein könnte. Vom Hochgebirgs-Charakter bis hin zu lieblichen Wäldern oder Weinanbaugebieten war alles vertreten.

Nicht zu vergessen sind die prunkvollen Kirchen und Kathedralen, die uns den ganzen Weg begleiteten und die zum Eintritt und kurzer Rast einluden!

So kamen wir am 5. Wandertag in der Weinbauregion Rioja in das schöne Städtchen Los Arcos Sansol, wo es tatsächlich einen Rotweinbrunnen gibt, an dem jeder so viel trinken kann als er mag oder verträgt. Der Wein war richtig gut, sodass Rudi sich gleich mal noch die Getränkeflasche füllte.

Am 7. Wandertag machten sich die ersten Blasen an den Füßen bemerkbar. Neue Wandersocken und gute Fuß Salbe drauf und weiter gings.

Am 9. Tag mussten wir eine Zwangspause einlegen, da wir auf dem Postamt, wie oben erwähnt, auf mein Hörgerät warteten, dass doch nie ankam. Ich war aber festentschlossen diese Tour dann fast taub zu Ende durchzuziehen!

Die grausamste Etappe war am 18. Tag. Da ging es 39 km entlang einer Hauptstraße mit viel Verkehr. Schrecklich!

Eine Traumtour erwartete uns am 25. Tag, als wir von Triacastela nach Sarria in der Region Lugo/Galicien. Großartige Ausblicke über Täler in denen der Nebel waberte.

Am 19.06. unserem 29. Wandertag erreichten wir Santiago de Compostella und wohnten dort in der beeindruckenden Kathedrale der Messe für Jacobsweg Pilger bei.

Da für viele Jakobspilger das Kap Finisterre am Atlantik als das eigentliche Ende des Jakobsweg gilt, machten auch wir uns auf die letzten Etappen. Früher wurde das Kap tatsächlich als das Ende der westlichen Welt bezeichnet und wir genossen die Ankunft mit einem Bad im Atlantik und abends den grandiosen Sonnenuntergang. Interessant ist, dass die Aufnahme in der Pilgerherberge von Fisterra nur diejenigen gewährt wird, die zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad die Strecke von Santiago nach Fisterra zurückgelegt haben.

Über zwei Etappen ging es dann auf direktem Weg zurück nach Santiago von wo wir wieder mit Zug und Bus zurück nach Gata de Gorgos, der neuen Heimat von Rudi fuhren.

Diese Wanderung war ein Erlebnis, welches ich nicht missen wollte und nie mehr vergessen werde!!!

 

Bilder

 

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